Sollen oder wollen Senioren noch arbeiten?
Mit 65 Jahren ist noch niemand alt. Die Lebenserwartung der Deutschen liegt höher. Aber man möchte ja auch noch einiges erleben und genießen. Das muss nicht in jedem Fall nach einem Leben sein, in dem man nicht mehr arbeiten sein möchte.
Wenn jedoch die berufliche Tätigkeit eine Last ist, die Arbeit keinen Spaß macht, sie mit Stress verbunden ist und vielleicht sogar bereits zu Symptomen eines Bournout Syndroms geführt hat, dann ist eine Arbeit nicht sehr sinnvoll und bedeutet eine Last. Das Wesen des Menschen besteht darin, tätig zu sein, sich nützlich zu machen.
Aber nicht, wenn die Arbeit entfremdet ist, man nicht selbst bestimmt tätig ist und bestimmte Tätigkeitselemente nicht mehr begreifen kann, weil diese objektiv sinnlos sind. Zum Beispiel verstehen gerade Senioren zunehmend das Wesen von Profit orientierten Unternehmen. Was früher für sie kein Problem war, möchten sie heute nicht mehr tun. Senioren denken einfach mehr nach, sind reifer und bewusster.
Das ist oftmals für Unternehmer ein Grund, sie in leitende Positionen zu nehmen. Andere Unternehmer stören sich jedoch gerade am bewussten Mitdenken.
Fakt ist natürlich, das es in Deutschland immer noch mehr als 3 Millionen Arbeitslose gibt. Viele junge Menschen warten auf eine Arbeit, und bekommen sie nicht. Deshalb überließen ältere Menschen ihnen gern dieses Feld und zögen sich meist gern aus dem fremd bestimmten Arbeitsprozess zurück.
Das bedeutet keineswegs, dass sie sich nicht gern ehrenamtlich arbeiten oder gar ein eigenes Unternehmen gründen würden, ihre Enkelkinder mit großer Freude betreuen oder in einem afrikanischen Dorf zum Beispiel eine Schule aufmachen würden.
Dass die Rente nicht mehr zu bezahlen wäre, ist ein Märchen, das die Regierenden nutzen, um nicht begründen zu müssen, weshalb Konzerne immer noch milliardenhohe Profite einstreichen und den arbeitenden Menschen, die dem Wesen nach nicht Arbeitnehmer, sondern Arbeitgeber sind, also den Reichtum erwirtschaften mit letztlich Almosen abspeisen.
Angesichts von Löhnen unter vier oder noch weniger Euro die Stunde kann der Arbeitnehmer kaum seinen Lebensunterhalt bestreiten, geschweige denn, etwas für die Rente und die Zeit nach de Arbeitsleben zurücklegen.
Das Wesen menschliche Daseins liegt durchaus nicht in der Tätigkeit für auf Profit orientierte Unternehmen, denen die Interessen und Bedürfnisse ihrer „Arbeitnehmer“ und letztlich der Gesellschaft überhaupt gleichgültig sind. Deshalb fallen aber gerade immer noch Arbeit und Tätig sein in der Freizeit auseinander und Menschen können erst in der Zeit nach ihrem beruflichen Leben etwas für sich und ihre eigenen Interessen tun, frei sein.
Solange das so ist, ist jede Forderung, das Rentenalter hoch zu setzen gegen die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung gerichtet. Es ist ja nicht jeder Künstler oder ein gut dotierter Professor, die mit Freude bis zum letzten Atemzug arbeiten.